Peter Weibel, Video Lumina, 1977, Foto: Galerie Magers/Bonn, 22. April – 22. Mai 1977
Peter Weibel, Video Lumina, 1977, Foto: Galerie Magers/Bonn, 22. April – 22. Mai 1977
Peter Weibel
Video Lumina, 1977
(Idee: 1972)
Video-Environment
Fernseher, Videorekorder
“7 Monitore, auf denen stets ein und dasselbe Auge blinkt, sind so aufgestellt (in verschiedenen Winkeln und Höhen), dass sie eine begehbare Skulptur, einen Skulpturraum, bilden, wobei von jeder Position am Rande dieser Plastik aus den Betrachter jeweils 4 Monitore/Augen anblicken.
Der Sehakt, die räumliche Dimension des Sehens werden thematisiert.
Augen sehen Augen.
Video – ich sehe.
Lumen (Lumina, pl.) – Lichtquelle, Auge, vgl. illuminiert.
Video lumina – ich sehe Augen.
Ich sehe Augen – Augen sehen mich.
Beim Sehen gesehen werden – beim Beobachten beobachtet werden.
Aber auch Video als Gegensatz von Film:
Video lumina als Gegenstück von Camera Obscura.
Bei der Camera Obscura ist die Lichtquelle, der Bildwerfer (die Sonne) außen, ebenso das Auge. Bei Video Lumina ist die Lichtquelle, der Bildwerfer (Kathodenröhre) innerhalb des Apparates, ebenso das Auge. Ist der Filmprojektor eine Imitation der Sonne, wovon der Projektorstrahl noch zeugt, so ist die elektronische Bildröhre von den “natürlichen” Abbildungsverhältnissen weit entfernt, sie ist künstlich, synthetisch, vom Menschen selbst geschaffener.
Wer das Auge auf dem Bildschirm genau ansieht, erblickt in der Pupille die Kamera, d.h. im Abbild erblickt er auch das Abbildungsorgan. Die (vorgetäuschte) Unmittelbarkeit und Subjektivität des Blicks wird auf seine technischen und objektiven Bedingungen reflektiert. Die Abbildungskette durchbricht die Subjektivität.”