03 Nov Imaginärer Tetraeder, 1980
Peter Weibel
Imaginärer Tetraeder, 1980
(Idee: 1979)
Raumzeichnung
2 Videokameras, Videomischer, Bildschirm, Papier, Tusche
• Galerie Stampa, Art 11 ‚80, 12.-17.06.1980
Foto: Installationsansicht, Tribute to Tarski, Mala Galerija Fotografii, Warschau, Oktober 1980
„Die beim Umgang mit Raumtexten, Textinstallationen, Schriftskulpturen wie Split Medium schreiben, ‚Schriftspiegel‘, ‚Vers & Vernunft‘ gewonnenen Erfahrungen konnten abstrahiert und direkt auf Raumfiguren selbst, auf den Umgang mit Raumkörpern, übertragen werden. Die Ungleichzeitigkeit und Disparatheit der Raumerfahrung in Videowerken wie ‚Beobachtung der Beobachtung‘, ‚inverser Raum‘, die Relativität und Störung der Raumwahrnehmung in anderen Installationen verband sich mit diesen Techniken. Das Ergebnis war eine Transformation des realen Raumes in einen imaginären. Der Bildschirm bildete den Raum in einer Weise ab, wie er real nicht existierte. Rückwirkend und durch die Einbeziehung des Betrachters verwandelte er auch den realen Raum. Bei diesem Beispiel sieht der Betrachter ein offenes abstraktes Liniengewirr auf Wänden und Boden. Im Bildschirm selbst sieht er aber einen Tetraeder. Tritt nun der Betrachter in dieses Liniengewirr, so verschwinden einige Linien des Tetraeders hinter seinem Körper und einige Linien treten vor seinen Körper. Beim Bewegen verschieben sich die Linien des Tetraeders von vorne nach hinten, von hinten nach vorne. Displacement, Vexierrraum: beim Bewegen wird der Raum irreal. Dies geschieht durch: Kamera 1 nimmt das Liniengewirr auf, das in der perspektivischen Entzerrung auf dem Bildschirm zu teilen eines Tetraeders wird. Die fehlenden Teile nimmt Kamera 2 von einer Zeichnung auf der Wand ab. Über einen Mischer bilden die Aufnahmen von Kamera 1 und 2 auf dem Bildschirm den Tetraeder. Die Linien von Kamera 2 überblenden sich mit dem Körper, scheinen irreal, die realen Linien von Kamera 1 werden vom Körper verdeckt. Zwei reale Wandzeichnungen vereinigen sich auf der Wand des Bildschirmes zu einem nicht existierenden bzw. nur dort existierenden Raumkörper. Die Illusion der 3-Dimensionalität wird von 2 Zeichnungen geschaffen: imaginärer Raum – Raumzeichnung.“
[Peter Weibel]
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